Zitate über Trauer
"Es sandte mir das Schicksal tiefen Schlaf. Ich bin nicht tot, ich tauschte nur die Räume. Ich leb in euch, ich geh in eure Träume, da uns, die wir vereint, Verwandlung traf. Ihr glaubt mich tot, doch daß die Welt ich tröste, leb ich mit tausend Seelen dort, an diesem wunderbaren Ort, im Herzen der Lieben. Nein, ich ging nicht fort, Unsterblichkeit vom Tode mich erlöste." Michelangelo (1475 - 1564)
„Während ich esse, tue ich nichts weiter als essen. Wenn ich laufe, dann mache ich nichts außer laufen. Und wenn ich kämpfen muss, dann wird dieser Tag zum Sterben ebenso gut sein wie jeder andere. Denn ich lebe weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Ich habe nur die Gegenwart, und nur diese interessiert mich. Wenn du immer in der Gegenwart leben kannst, dann bist du ein glücklicher Mensch. Dann wirst du bemerken, dass die Wüste lebt, dass der Himmel voller Sterne ist und dass die Krieger kämpfen, weil dies Teil des Menschen ist. Dann wird das eben zu einem großen Schauspiel, zu einem Fest, denn es ist immer und ausschließlich der Moment, den wir gerade erleben.“ aus Der Alchimist von Paulo Choelho (1988)
Stufen von Hermann Hesse (4.5.1941)
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Martina Ahnepohl
(Auszug Trauerrede 09.12.2024)
"Jeder von uns hat seine eigene Vorstellung vom Sterben, und jeder erlebt es auf seine Weise. Für manche mag es eine Zeit des Friedens und der Akzeptanz sein, während es für andere eine Zeit der Angst und des Zweifels darstellt. Es ist wichtig, diese unterschiedlichen Gefühle zuzulassen und zu respektieren. Akzeptanz bedeutet nicht, dass wir den Tod begrüßen oder uns damit abfinden müssen, sondern dass wir die Realität des Lebens anerkennen. Indem wir die Unvermeidlichkeit des Sterbens akzeptieren, können wir lernen, das Leben in vollen Zügen zu schätzen und die Zeit, die uns bleibt, bewusster zu nutzen."
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
"Alldieweil Lieb bei Lieb ist, weiß Lieb nicht wie lieb Lieb ist; wenn aber Lieb von Lieb scheidet, weiß lieb Lieb wohl, was lieb Lieb war."
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
"O Herr, gib jedem seinen eignen Tod. Das Sterben, das aus jenem Leben geht, darin er Liebe hatte, Sinn und Not."
Martina Ahnepohl (Auszug Trauerrede 09.12.2024, Verstorbener war an ALS erkrankt)
Im Buch "Dienstags bei Morrie", das ich schon vor Jahren gelesen habe und das mittlerweile auch verfilmt wurde, antwortet die Titelfigur Morrie, die an ALS erkrankt ist, auf die Fragen seines ehemaligen Schülers u.a. wie folgt:
Frage: ‚Warum ist es so schwer über das Sterben nachzudenken?‘ Morrie antwortet: ‚Weil die meisten von uns wie Schlafwandler durch die Gegend laufen. Wir kosten das Leben nicht voll aus, weil wir ständig im Halbschlaf sind und Dinge tun, von denen wir glauben, wir müssten sie tun.‘ ‚Und all das verändert sich durch die Konfrontation mit dem Tod?‘ ‚Oh ja. Du streifst all das unnütze Zeug ab und konzentrierst dich auf das Wesentliche. Wenn du erkennst, dass du sterben wirst, dann siehst du alles mit ganz anderen Augen. Lerne, wie man stirbt, und du wirst lernen, wie man lebt.'“ Der Schatten des Todes und des Sterbens entfernt all die Dinge, die keine Rolle spielen, und zieht die Dinge, die viel bewirken, näher. “Hier spricht der kleine Prinz, nachdem er erwachsen geworden ist”, das steht auf dem Buchrücken von “Dienstags bei Morrie”. Und dieses Zitat aus dem Hamburger Abendblatt trifft es wohl genau. Selten hat mich ein Buch so sehr dazu angeregt, über mein Leben nachzudenken, mich so sehr bewegt. Denn in ihrem letzten “Kurs” macht der kranke Morrie seinem ehemaligen Schüler deutlich, dass es wichtig ist, jeden Tag bewusst zu leben. Nicht alles auf Morgen zu verschieben, sondern einfach das sofort zu tun, wonach einem ist, was einem am Herzen liegt. Morrie betont in seinem Rückblick auf sein Leben, dass Familie und enge Freunde das Wichtigste im Leben sind. Kein Job, kein Gehalt kann enge Bindungen ersetzen. Denn: “Liebe ist der einzige rationale Akt”.
Demenz (Unbekannter Autor)
Im Kopf sind schwarze Wolken, das Denken fällt so schwer. Reden, machen, laufen kann ich bald nicht mehr.
Bitte bleibe bei mir, reiche mir die Hand. Lass mich nicht alleine im unbekannten Land.
Sing mit mir Lieder, tu' was mir gefällt, denn ich bin noch immer Teil von dieser Welt."